Unterwegs im Wahlkreis – Wie wohnt die Nordstadt in Zukunft?

Die Entwicklung auf dem Bumke Gelände am Engelbosteler Damm hat den Stadtbezirk aufgeschreckt. Nicht ungewöhnlich, wenn ein Investor ein Areal von über 8.000 Quadratmetern in einer solch bedeutsamen Stadtlage erwirbt. Ich habe mir das zusammen mit dem baupolitioschen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Dirk Adomat, angeschaut und mit dem Geschäftsführer von Theo Gerlach Wohnungsbau, Helmut Kummer, und dem Projektentwickler, Fabian Riese, angeschaut.

Wenn man auf die Nordstadt schaut, so unterliegt das Quartier einem stetigen Wandel. Und ich bin mir mit Dirk Adomat einig: Jeder, der neuen Wohnraum schafft, verdient Unterstützung. Denn abgesehen von der hervorragenden Lage ist das Bumke-Gelände für einen Immobilienentwickler eine ziemlich herausfordernde Bauaufgabe. Ich verstehe ebenso die Befürchtungen, dass dort Gentrifizierung stattfindet. Deswegen begrüße ich, dass das Unternehmen im Bewusstsein handelt, die Bürger*innen im Viertel mitnehmen zu müssen. Dafür haben sie ein Beteiligungsverfahren gestartet, dort sind neben den wichtigsten Akteuren des Bezirksrats auch Gewerbetreibende und Anwohner*innen einbezogen. Und das Unternehmen hat auch bereits in öffentlicher Veranstaltung mit rund 400 Interessierten diskutiert.

Die Stadt hat in einem Aufstellungsbeschluss für das Bumke-Gelände festgelegt, dass ein Drittel der Wohnungen in Sozialbindung entsteht. Das ist für das Unternehmen betriebswirtschaftlich nicht einfach, ich habe im Gespräch aber das Gefühl gewonnen, das die Beteiligung ernst gemeint ist und das Unternehmen das Vertrauen der Bürger*innen in der Nordstadt ernsthaft gewinnen will.

Anschließend haben Dirk und ich uns mit der gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft WOGE zum Stadtteilrundgang getroffen. Mit dabei auch Bezirksbürgermeisterin Edeltraut Geschke, der baupolitische Sprecher der SPD Stadtratsfraktion, Lars Kelich, der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Nordstadt, Dr. Sven Abend und seine Stellvertreterin Theresa Abend und Ratsherr Robert Nicholls. Die WOGE hat sich 1988 konstituiert und hat seitdem zahlreiche Objekt in der Nordstadt saniert und auf zeitgemäße energetische Standards gesetzt. Durch die Verankerung im Viertel und geschickte Finanzierungsmodelle ist es der Woge gelungen, etliche Objekte vor Immobilienspekulation zu bewahren und stattdessen für Mieter zur Verfügung zu halten.

Wer in Wohnungen der WOGE lebt, zahlt im Durchschnitt 5,40 € für den Quadratmeter, worauf der ehrenamtliche Vorstand der WOGE, der Architekt Friedhelm Birth, zurecht stolz ist. Dennoch muss auch er einräumen, dass es in den vergangenen zehn Jahren auch für die WOGE immer schwieriger geworden ist, überhaupt Zugriff auf Häuser oder Grundstücke in der Nordstadt zu bekommen. Im überfeuerten Immobilienmarkt gehen die Häuser über Makler und deren Netzwerke zu Höchstpreisen an neue Besitzer. Und in diesen Zeiten sind das häufig Anleger mit reinen Kapitalinteressen und ohne lokale Bindung. Dabei ist es, so berichten die WOGE-Fachleute, auch zu Entmietungen gekommen, etwa in einem Haus in der Wartstraße. Folge der häufig angestrebten Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentum.

Bei der abschließenden Gesprächsrunde im Spandau von Heiko Heybey, auch er ist Architekt und vielfach in der Nordstadt engagiert, haben wir Fragen zu politischen Eingriffen gegen diese Entwicklungen diskutiert. Im Landtag haben wir zuletzt das Verbot von Zweckentfremdungen auf den Weg gebracht, was zumindest der Vermietung über Portale wie Airbnb Grenzen setzt. Die Erfahrung mit Nutzungsbeschränkungen oder Veränderungssperren bei städtischem Wohnen, so Lars Kelich, zeige aber, dass Investoren häufig dagegen vor Gericht zögen und Beschränkungen zu Fall brächten. Dennoch taugten sie als politische Signale.

Was die Entwicklung auf dem Bumke-Gelände angeht, werden wir bei aller Zuversicht weiterhin hinschauen und die Entwicklung begleiten. Mut macht, dass die WOGE und Gerlach bereist miteinander im Gespräch und ihre Zusammenarbeit ausloten.