Unterwegs im Wahlkreis – Im Gespräch mit Fairkauf

Es ist nicht selbstverständlich das ein soziales Kaufhaus seinen Sitz mitten in der Innenstadt hat. Denn auch die Genossenschaft, die sich der sozialen Arbeit verschrieben hat, zahlt ein ortsübliche Miete im ehemaligen Möbelhaus in der Limburgstraße. So wie die zahlreichen Kaufhäuser und Fachgeschäfte, die Neues, Luxuriöses und manchmal vielleicht auch Überflüssiges feilbieten. Die ächzen häufig auch unter der Belastung, zahlen ihre Angestellten aber nicht immer nach Tarif, was bei Fairkauf selbstverständlich ist.

250 Beschäftigte sind es insgesamt, 104 sind derzeit sozialversicherungspflichtig beschäftigt, inclusive der 21 Ausbilder für Einzelhandel, Büro oder Lagerlogistik. Fairkauf bildet regelmäßig zwei Berufsanfänger aus, zwei weitere über Fördermaßnahmen der Arbeitsverwaltung. 24 Arbeitskräfte entsendet das Jobcenter über Fördermaßnahmen. Das sind häufig Menschen mit Vermittlungshemmnissen, die wieder an den ersten Arbeitsmarkt herangeführt werden. Außerdem entsendet die Stadt Hannover angehende Führungskräfte, die sich in  Dreimonats-Praktika auf Führungsaufgaben vorbereiten. Dennoch versteht sich Fairkauf als Beschäftigungs-, nicht als Bildungsträger, wie Vorstandsmitglied Nicola Barke versichert.

Schon seit elf Jahren bietet Fairkauf in der Limburgstraße gespendete Waren an: Bekleidung, Kleinmöbel, Spiel- und Haushaltswaren, Unterhaltungselektronik, Fotoapparate und Zubehör und ein gut sortiertes Bücherangebot im Erdgeschoss. Rund 1.000 Menschen tummeln sich täglich auf den vier Etagen und es sind beileibe nicht nur Kundinnen und Kunden, die auf den Euro achten müssen. Inzwischen hat die Genossenschaft mehrere Standorte: an der Vahrenwalder Straße stehen nun die Großmöbel und Haushaltsgeräte, sie ist in Linden zu finden , in Laatzen und Langenhagen. Und: Das Geschäft geht auf. Auch wenn Gewinn nicht Zweck der Genossenschaft ist, trägt es sich mit geringen Überschüssen.

Wichtige Maxime: Nicht in Konkurrenz zu bestehenden Angeboten treten, die anderswo bereits gut im Rahmen sozialer Arbeit organsiert sind. So bietet Fairkauf beispielsweise keine Fahrräder an, um die sich etwa die Hannoverschen Werkstätten kümmern. Außerdem achtet Fairkauf darauf, dass Bekleidung nur im Einzelhandel an die Kunden geht und nicht etwa an Händler, die dann Waren in Länder exportieren, wo die gespendeten Gebrauchtwaren lokale Märkte zerstören.

Dennoch wissen die Fairkäufer morgens nicht, was sie am Abend verkaufen. Und manche Artikel machen auch richtig Mühe, wenn etwa Gesellschaftsspiele auf ihre Vollständigkeit überprüft werden müssen. „Wir zählen buchstäblich das Monopoly-Geld“, sagt Vorstandsmitglied Klaus Hibbe. Vieles im Angebot hat ein wenig Patina, vieles Charme, manches ist durchaus außergewöhnlich. Nicola Barke weiß, dass etwa regelmäßig Architekten das Bücherangebot nach Schätzen durchstöbern, regelmäßig machen Flohmarkthändler ihre Runde durch das Kaufhaus.

Prinzipiell ist alles zu gebrauchen. Schließlich sollte nur gespendet werden, was man auch privat an Freunde oder Verwandte weitergeben wolle, so Barke und Hibbe. Dennoch lässt sich nicht jeder Artikel wirklich verkaufen oder das eine oder andere entpuppt sich bei genauerer Überprüfung nach dem Wareneingang dann doch als nicht mehr verkehrsfähig. Dann springen spezialisierte Aufkäufer ein, etwa ein Betrieb, der Tafelsilber weiterverwertet. Doch was entsorgt werden muss, schafft für die gemeinnützig orientierte Genossenschaft ein echtes Problem. Brächten die Spender*inne ihre Sachen direkt zum Recycling-Hof, wäre die Entsorgung kostenlos. Fairkauf wird dagegen wie ein Gewerbebetrieb behandelt. Das kostet rund 180.000 Euro pro Jahr. Hier sollte ein andere Lösung möglich sein. Der Austausch mit anderen sozialen Kaufhäusern hat ergeben, dass die Abfallentsorger in den Gebietskörperschaften das Thema sehr unterschiedlich behandeln. Ich werde versuchen, bei diesem Thema mitzuhelfen.