Es gibt einen Aspekt, für den man der Fridays-for-future Bewegung dankbar sein muss. Sie hat noch einmal deutlich Dynamik in einen Prozess gebracht, der seit Jahrzehnten politisch mal besser mal schlechter von statten geht.
Fridays-for-future hat Druck auf diejenigen erzeugt, die wohlwollend mit dem Thema umgehen, aber eben auch gefordert sind, Ziele und Maßnahmen zum Schutz des Weltklimas vor weiterer Erwärmung politisch zu verankern und sowohl wirksame wie sozialverträgliche Lösungen herbeizuführen.
Der Verdienst der Bewegung ist, dass das Thema Klimaschutz nun höchste Priorität auf der politischen Agenda besitzt. Fridays-for-future ist augenscheinlich von Schüler*innen getragen, eigentlich aber eine breite gesellschaftliche Bewegung. Und man kann schon jetzt bilanzieren, dass sie ihre Spuren hinterlässt. So, wie andere Bewegungen in ihrer Zeit – gegen Wiederbewaffnung und Notstandsgesetze, die 68er, Anti-Atom- oder Friedensbewegung.
Niedersachsen hat die Zeichen der Zeit erkannt: Klimaschutz wird Staatsziel, die Wiedererstarkung der erneuerbarer Energien, ihrer Erzeugung und Speicherung stehen konkret auf der politischen Agenda, der Einstieg in die Wasserstofftechnologie als grünem Energieträger ist auf der politischen Bühne von Niedersachsen aus verankert.
Es ist kein Lippenbekenntnis, wenn die Landesregierung sagt, Niedersachsen könne führend sein bei der Klimaschutzpolitik in Deutschland. Dazu gehört die Förderung der Verkehrswende, an denen zahlreiche Forschungsinstitutionen im Land arbeiten, die kommunalen Energieversorger und selbstverständlich Niedersachsens größter Arbeitgeber, die Volkswagen AG.
Denn auch das gehört zur politischen Betrachtung beim Klimaschutz dazu. Ich habe größtes Verständnis für die Entschiedenheit des Klimaprotestes. Allein, der Blickwinkel muss alle gesellschaftlichen Schichten und deren Lebens- und Erwerbsweisen einschließen.
Das setzt notwendigerweise den Dialog voraus und am Ende jeden politischen Dialogs steht nun mal der Kompromiss. Das ist aus der Sicht radikaler Reformforderungen nicht befriedigend, aber die realistische Betrachtung dessen, was politisch im Rahmen des Ausgleichs von Interessenssphären und Leistungsvermögen erreichbar ist. Der Kandidat für das Oberbürgermeisteramt in Hannover hat sich eine klimafreundlichere Stadt zum Ziel gesetzt. Das finde ich eine ehrliche Haltung, über deren Ausgestaltung zu debattieren lohnt. Das sollten wir auf allen Ebenen so halten. Die Botschaft von Fridays-for-future ist verstanden.