Ministerium für Wissenschaft und Kultur will Menschen mit und ohne Abitur den Weg ins Studium erleichtern
Lebenslanges Lernen und flexible Bildungswege sind unverzichtbare Säulen der heutigen Wissensgesellschaft. Um insbesondere nichttraditionell Studierende – also Menschen ohne eine gängige Hochschulzugangsberechtigung – anzusprechen, fördert das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur acht innovative Bildungs- und Weiterbildungsangebote, die den Hochschulzugang erleichtern.
Die Förderung in Höhe von insgesamt rund 2,5 Millionen Euro setzt sich zusammen aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und zusätzlichen Landesmitteln. Die niedersächsischen Hochschulen und Erwachsenenbildungseinrichtungen zeichnen sich durch großes Engagement und eine hohe Kreativität bei der Entwicklung neuer Projekte aus, um Menschen mit und ohne Abitur den Weg ins Studium zu erleichtern. Durch das Förderprogramm „Öffnung von Hochschulen“ werden berufsbegleitende Bildungs- und Weiterbildungsangebote an Hochschulen für Studien- und Weiterbildungsinteressierte mit und ohne Abitur, Angebote zur Unterstützung des Übergangs vom Beruf in die Hochschule, Maßnahmen zur Unterstützung des Hochschulzugangs sowie eine Verbesserung des Beratungsangebotes und des Einstiegs in ein Hochschulstudium unterstützt.
Gefördert werden folgende Projekte:
Leuphana Universität Lüneburg: „PS Individuale“
Die Leuphana Professional School möchte im Rahmen des Projekts „PS Individuale“ ein individualisierbares Zertifikatsangebot entwickeln, mit dem Studierende ihr persönliches Kompetenzportfolio passgenau erweitern und ihrem Weiterbildungsbedarf zielgerichtet entsprechen können. Dazu können Weiterbildungsinteressierte aus dem umfangreichen Lehrangebot der Leuphana Professional School einzelne Module der derzeit 17 Studiengänge in einem Zertifikatsstudium bündeln, berufsbegleitend auf universitärem Niveau studieren und anschließend über ihren individuellen Zertifikatsabschluss transparent nach außen darstellen.
Historisch-Ökologische Bildungsstätte (HÖB) e.V. mit Universität Vechta und LudwigWindthorst-Haus: „Verhalten in Organisationen – psychologische Basiskompetenzen“
Das hier vorgelegte Projekt „Verhalten in Organisationen – psychologische Basiskompetenzen organisationalen Handelns im Kontext sozialer Berufe“ ist ein Kooperationsprojekt der Historisch-Ökologischen Bildungsstätte mit der Universität Vechta und dem Ludwig-Windthorst-Haus Lingen. Es beschreibt eine berufsbegleitende Weiterbildung, die als „Blended-Learning-Projekt“ digital gestützte virtuelle Phasen mit Präsenzseminaren verknüpft. So wird eine berufsbegleitende Weiterbildung mit Zertifikatsabschluss im Themenbereich der pädagogischen Psychologie weiter entwickelt, die berufserfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter pädagogischer, sozialer und pflegerischer Berufe eine individuelle und bedarfsgerechte Weiterbildung ermöglicht und zugleich Elemente zur Vorbereitung auf ein mögliches Hochschulstudium beinhaltet. Durch den innovativen Einsatz digitaler Lerninhalte ist es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern möglich, dieses Weiterbildungsangebot zu nutzen, ohne ihr gewohntes Lebensumfeld verlassen zu müssen.
Stiftung Universität Hildesheim: „Studieninformationsportal 2.0 der Universität Hildesheim“
Das Studieninformationsportal 2.0 der Universität Hildesheim unterstützt nichttraditionelle Studieninteressierte bei der Studienorientierung auf sachlicher und emotionaler Ebene. Zum einen werden auf dem Studieninformationsportal eher sachliche Informationen angeboten. Durch die Möglichkeit, die eigenen fachspezifischen Interessen mit den realen Anforderungen im Studium anzugleichen, sollen falsche Erwartungen an den Studiengang verhindert werden. Zudem werden die Zulassungsvoraussetzungen transparent und verständlich dargestellt. Zum anderen werden nichttraditionelle Studieninteressierte im Blog auf einer emotionalen Ebene angesprochen. Dort werden Themen rund um die Fragen „Wie geht studieren?“ oder „Wie sieht der Studienalltag aus?“ ansprechend aufgearbeitet. Im Blog soll auch die Stadt Hildesheim als Studienstandort attraktiv in Szene gesetzt werden. In der Kombination des Studieninformationsportals mit dem Blog bietet die Universität Hildesheim für nichttraditionelle Studieninteressierte einen Rundumblick in das Studium und das Studierendenleben. Damit nimmt die Universität Hildesheim eine Vorreiterrolle im Vergleich zu anderen Hochschulen ein.
Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften: „EEEwiss“
Das Projekt zielt auf die Entwicklung, Erprobung und Evaluation eines digitalen wissenschaftlichen Weiterbildungsangebots ab. Zielgruppe sind nicht pflegerisch und gesundheitlich ausgebildeter Berufsgruppen in Wohneinrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigungen (geistige, seelische oder mehrfache Beeinträchtigungen). Das Projekt will insbesondere nichttraditionelle Studierende erreichen, die in ihrem Berufsfeld bedingt durch demografische und soziale Wandlungsprozesse vor neue Anforderungen gestellt werden. Ihnen soll durch das Angebot im Blended Learning eine flexible und wissenschaftliche Qualifizierung ermöglicht werden.
Georg-August-Universität Göttingen: „Ausbildungskompass Chemie – nachhaltige Übergänge gestalten“
Das Projekt vernetzt bestehende Beratungsangebote der Fakultät, der Universität Göttingen und weiterer Einrichtungen mit regionalen Unternehmen und berufsbildenden Schulen sowie weiteren relevanten Einrichtungen. Es will zielgenau Studierende und Auszubildende im Bereich der Orientierungs- und Übergangsphase zwischen Ausbildung und Studium (und umgekehrt) unterstützen und somit erfolgreiche Berufswege ermöglichen. Das Projekt zielt mit einem hohen Anteil digitaler Elemente – speziell einer digitalen Vernetzungsplattform – auf die Förderung von Diversität, Barrierefreiheit, Ressourcenschonung und nachhaltige Nutzbarkeit. Projektziele sind die Zusammenführung und Erweiterung eines Netzwerks, die Bereitstellung strukturell verankerter Beratungstools sowie abgestimmte Anerkennungsmöglichkeiten für Studien- und Ausbildungsleistungen zwischen den Netzwerkpartnern.
Technische Universität Clausthal: „Weiterbildungsstudiengang ‚Data Science für Führungskräfte‘“
Das Ziel dieses Projekts ist die bedarfsgerechte Entwicklung eines berufsbegleitend studierbaren und berufsbezogenen Weiterbildungsangebotes für nichttraditionelle Studien- und Weiterbildungsinteressierte. Die Inhalte des geplanten Masterstudiengangs bestehen in der Vermittlung von theoretischen und praktischen Kenntnissen in den Bereichen Datenanalyse, Datenextraktion und Dateninterpretation. Ziel des Studiums ist die Befähigung zu praktischen, konzeptionellen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Tätigkeiten im Bereich Data Science. Hier sollen insbesondere neben Inhalten im Bereich deskriptive und prediktive Data Science auch die besonderen Stärken der TU Clausthal im Bereich der preskriptiven Datenanalyse in die Studieninhalte einfließen. Zielgruppen sind Nachwuchsführungskräfte und Führungskräfte, die Daten gezielt erheben, analysieren und Empfehlungen für das Management und eigene Unternehmen daraus ableiten möchten. Da alle Module jedoch auch im Rahmen von Micro-Degrees belegt werden können, richtet sich die skizzierte Maßnahme auch an vom digitalen Wandel betroffene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich durch das Belegen einzelner Module gezielt allgemeine digitale Schlüsselqualifikationen im Bereich Data Literacy / Datenmanagement aneignen können.
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg: „Kurswechsel: Migrant*innen von der Hochschule in den Beruf“
Das Projekt „Kurswechsel“ will durch fünf individuelle und digitale Maßnahmen (die Portfolioerstellung, die digitale Lernplattform, die individuelle und bedarfsorientierte Begleitung, Workshops und das Praktikum) Bildungswegabbrecherinnen und -abbrecher für den Arbeitsmarkt stärken und sie zur aktiven Teilnahme an diesem befähigen. Zentrale Zielgruppe des Projektes sind Studienabbrecherinnen und -abbrecher, wobei der Fokus auf der Gruppe der höher qualifizierten geflüchteten Studienabbrecher liegt.
Gesamtziel des Projektes ist es, Maßnahmen und Materialien zu entwickeln, zu erstellen und zu erproben. Teilziel der Maßnahmen ist, die Chancen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz trotz Studienabbruch zu erhöhen. Grundlegende Ziele der Maßnahmen sind die Sichtbarmachung und Reflexion der eigenen Kompetenzen, das Kennenlernen des Bildungs- und Berufssystems in Deutschland und die Befähigung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sich in diesem eigenständig zu bewegen. Zur Erreichung dieser Ziele wirken die verschiedenen Maßnahmen zusammen, haben aber jeweils bestimmte Schwerpunkte und Ausrichtungen.
Technische Universität Braunschweig: „Digital Skills@Work“
Ziel des Projekts ist der Aufbau eines zertifizierten, digitalen Weiterbildungsangebots, das Berufstätigen Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt, um mit den sich ständig wandelnden Wirkungen der digitalen Transformation kompetent umgehen zu können. Der Aufbau des Programms soll innerhalb von zwei Projektjahren abgeschlossen sein, wobei das erste Jahr der Konzeption des digitalen Lehr-Lern-Arrangements und der technischen Umsetzung dient und das zweite Jahr die Testphase sowie die Zertifizierung des Programms und die Überführung in den Regelbetrieb beinhaltet.