Allen orthodoxen Christen ein frohes und friedliches Weihnachtsfest

Im Hinblick auf die Lage an der Grenze der Ukraine zu Russland wünsche ich uns allen in erster Linie ein friedliches Weihnachtsfest. Es muss gelingen, die Spannungen mit Russland nicht nur an dieser Stelle einzudämmen, sondern insgesamt wieder zu einem von Kooperationsbereitschaft und Vertrauen geprägten Verhältnis zu Russland und anderen osteuropäischen Staaten zu gelangen. Das Weihnachtsfest erinnert uns alle daran, für Frieden, Freiheit und Demokratie einzustehen. Vielleicht erinnern sich ältere russische Bürger noch daran, dass in der Sowjetunion Weihnachtsfeierlichkeiten über Jahrzehnte verboten waren. So, wie jede Ausübung einer Religion frei von staatlicher Einmischung bleiben muss, müssen unabhängige Staaten und ihre Gesellschaften über ihre Entwicklung frei und ohne äußere Einmischung oder Bedrohung entscheiden dürfen.

Vermutlich werden auch die orthodoxen Gottesdienste in den serbisch- und russisch orthodoxen Gemeinden und Familienzusammenkünfte von Corona beeinflusst sein. Für den eigenen Schutz und den Schutz unserer Gesellschaft würde ich mir auch unter den hier lebenden osteuropäischen Menschen eine höhere Impfbereitschaft wünschen. Sie alle können dazu beitragen, die Ausbreitung des Virus einzudämmen und sich selbst vor schweren Covid-Erkrankungen schützen. Auch dieser Aspekt spielt leider eine Rolle während dieser Feiertage.

Verschiedene orthodoxe Glaubensgemeinschaften feiern Weihnachten nach der zählweise des Julianischen Kalenders, der das Weihnachtsfest 13. Tage später als im Gregorianischen Kalender vorsieht. Die orthodoxen Weihnachtsgottesdienste etwa der russischen und der serbischen orthodoxen Kirche sowie der Georgier finden demnach am 6. Januar (Heiligabend) und 7. Januar statt. Die orthodoxen Kirchen von Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien, Rumänien, Bulgarien, Zypern, Griechenland, Albanien und Finnland übernahmen für das Weihnachtsfest zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Gregorianischen Kalender. Das Ökumenische Patriarchat, zu dem auch die griechisch-orthodoxe Metropolie in Deutschland gehört, sowie die orthodoxen Kirchen von Rumänien und Bulgarien und das Patriarchat von Antiochien feiern wie die katholischen und evangelischen Christen am 24./25. Dezember.

Als orthodoxe oder Ostkirche wird die aus dem byzantinischen Reich hervorgegangene Kirchenfamilie bezeichnet, zu der heute 14 selbstständige Kirchen zählen. „Orthodox“ war dabei zunächst keine eigene Konfessionsbezeichnung, sondern bedeutet „rechtgläubig“.

Von ihrer Tradition, ihrem Bekenntnis und der Liturgie her versteht sich die Orthodoxie ungeachtet ihrer nationalen und politischen Differenzierung als eine einzige Kirche; allerdings besteht seit einem Jahr eine Spaltung zwischen Moskau und Konstantinopel um die kirchliche Unabhängigkeit der Ukraine. Die weltweit mehr als 220 Millionen orthodoxen Christen bilden nach Katholiken und Protestanten die drittgrößte christliche Konfession. Von ihnen gehören die meisten (rund 165 Millionen) zur russisch-orthodoxen Kirche.